ÜBER MICH

Katrin Kruse Basel

Ich coache, und ich schreibe. Mich interessiert, wie wir lebendig werden – wie es kommt, dass wir uns begeistern oder innerlich stranden, die Protagonistin der eigenen Existenz sind oder grundlegend die Lust an ihr verlieren. Für welche Art von Leben wir uns entscheiden, oder eben oft: nicht entscheiden.

Ich habe ein Jahrzehnt mit kritischer Theorie und Kulturwissenschaft an verschiedenen Universitäten verbracht, als Journalistin gearbeitet, Interviews geführt, Vorträge gehalten und an Kunsthochschulen doziert und viel gecoacht. Coaching ist eine ziemlich interessante Sache – und für mich war diese Arbeit als Mentorin ein Wendepunkt.

Ein Coaching ist wie eine Kartographie. Man lernt die Denkbewegungen kennen, die Koordinaten, in denen jemand steht und die emotionale Färbung der inneren Welt. All das ist unsichtbar, aber in der Wirkung ungeheuer solide. Wer kreative Prozesse begleitet, wird mit der Zeit ziemlich gut darin, dieses eigentlich Unsichtbare aufzuspüren. Man sieht glitzerndes Potential und glorioses Scheitern – und begreift irgendwann, woran beides hängt.

Was ich dort verstanden habe:

Damit ein kreativer Prozess gelingt, braucht es eine Art verkörpertes Denken.

Eine gute Idee ist ein guter Ausgangspunkt – aber kein Kompass. Freies Denken öffnet einen Raum – gibt aber nahezu keine Orientierung. Interessante Perspektiven, konzeptuelles Geschick, all das ist fabelhaft. Was es aber in jedem gestalterischen Prozess braucht, ist: Gespür, Zugang zur Intuition und zum Körperwissen – dieses verkörperte Denken eben. Man muss mit dem Unbewussten arbeiten, nicht dagegen.

Es braucht Spiel, Improvisation, und gleichzeitig muss man selbst als Gestalterin dieses Spiel lenken, führen, begleiten. Man muss die eigene Freiheit quasi nach Innen durchhalten. Die eigene Vision an den eigenen Zweifeln vorbei dirigieren.

Mir wurde klar: Ob man frei denken kann, Ideen hat, Imagination – das ist nur die eine Frage. Die andere, die viel wichtigere ist, ob man all das nach Innen durchhalten kann, den kreativen Prozess über – oder eben über die gesamte eigene Biographie.

Diese Körperverbindung ist auch zentral, wenn man sich nicht vollends erschöpfen will – das habe ich selbst erst spät verstanden, nach ziemlichen vielen Burnout-Episoden. Jetzt weiss ich es.

Auf der eigenen Spur bleiben. Sich selbst auf der Spur sein. An an den Dingen dran sein, und an sich selbst. Grenzen erkennen, ebenso wie Potentiale. Die Existenz gestalten, wie ein Werk, ‘a body of work’ – weil sie das ja ist.

Genau damit arbeite ich.

Vita: Ich bin Coach und Autorin. Ich habe Kulturwissenschaft und Literatur im Master in Berlin und London studiert und eine somatische Coaching-Ausbildung in Kalifornien gemacht. Ich war freie Autorin unter anderem der taz in Berlin, habe für die Kultur über die Pariser Schauen berichtet, war Redakteurin der NZZ am Sonntag in Zürich, Ressortleiterin bei der Sonntagszeitung, habe als Dozentin und Mentorin an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel Modetheorie und Konzept unterrichtet und Trendforschung an der Zürcher Hochschule der Künste. Ich lebe in Bern.